Vom Heimathafen Lunegat (NL) nach Workum (NL)
Am 23.08.2024 hieß es einhand „die Leinen los“ und in Richtung Workum über die Kanäle.
Geplant waren für diese Fahrt gute zwei Tage. Aber es sollte anders kommen ….
Die erste Etappe
Der Wind ist an diesem Tag recht stark. Die Wetterdienste rechnen mit ca. 5 bft aus süd-/ westlichen Richtungen. Ich fahre diese Strecke einhand, was bei solchen Vorhersagen der erste Versuch sein soll.
Wenige Meter hinter dem Heimathafen erwartet mich eine Schleuse mit beweglicher Brücke.
Diese kann ich recht gut meistern, da der Wind von Backbord voraus kommt und mich in der Schleuse aufstoppt und in Richtung der Steuerbord-Wand drückt. Es war nicht ganz so einfach bei der Ausfahrt von der Wand wieder wegzukommen.
Weiter geht es auf dem ersten Kanal. Der Wind legt immer weiter zu, Ich benötige fast die gesamte Breite des Kanals, da ich im 45 Grad Winkel die UND-WECH vor mich hinmotore. Die eine oder andere Böe erwischt mich und lässt den Raum noch knapper werden. Im Hinblick auf die nächsten Brücken, vor denen es keine Festmacher zum Warten auf die Brückenöffnung gibt, lässt mich überlegen, ob es eine so gute Idee ist, an diesem Tag weiter zu fahren.
Nach guten 3,7 km im Kielwasser mache ich mit Mühe und Not an einem freien Anleger fest und wetter erstmal ab.
Hier habe ich bis zum nächsten Morgen abgewettert, zumal die Brücken ab 19:00 Uhr auch Doppel-Rot zeigen.
Die zweite Etappe
Mit der ersten Brückenöffnung geht es weiter. Der Wind hat nachgelassen und die Wettervorhersage passt zumindest bis zum Nachmittag.
Es geht über Dokkum und Leuwaarden in den Richtung des Tagesziels Sneek.
Zu meinem Erstaunen habe ich keinerlei Probleme an den Brücken. Jedoch muss ich hochkonzentriert fahren. Wir haben Freitag. Offensichtlich haben etliche das Wochenende nach vorne verlängert und treiben sich auf dem Wasser rum. Um nicht zu sagen: „es ist scheisse voll“. Allein das hohe Aufkommen ist kein Problem. Problematisch wird es, wenn geltende Vorfahrtsregeln für einige nicht mehr als einen Empfehlungswert haben. So kommt es vor, dass ich bei Brückendurchfahrten von schnellfahrenden, größeren Booten im Bereich der Brücken überholt werde oder auch trotz grüner Ampel einem Boote entgegenkommen.
Kurz hinter Leuwaarden nimmt der Wind wieder zu und eine schwarze Wetterfront nähert sich unermüdlich.
Kurz vor dem Eintreffen der Front, hat mir ein Segler vom Steg aus die Leinen angenommen und bei ablandigem Wind durch die Ringe gezogen. Alleine wäre ich nicht an diesen Anleger gekommen.
Gerade hatte ich die Leinen bei Wergea fest und die Kuchenbude verschlossen, brach auch schon das Unwetter mit Gewitter über uns herein.
Die dritte Etappe
Ca. 500 m von meinen Liegeplatz entfernt ist die erste Brücke, die um 9:00 Uhr den Dienst aufnimmt. So bin ich an diesem Morgen das erste Boot, das durch die Brücken fahren darf.
Es ist immernoch sehr „pustig“ wie die Norddeutschen so sagen. Wir haben durchgehend 5 bft in Böen ist auch mal eine 7 drin.
Wenn ich geglaubt habe auf dem Wasser sei es voll, so belehrt mich dieser Tag eines Besseren. Gerade auf den Meeren um Sneek herum, kann man trockenen Fußes von einem Ufer zu anderen laufen. Dazwischen Segelschulen und Leute mit kleinen Booten, die offensichtlich lediglich eine Kurzanweisung am Steg bekommen haben. Dieser Sonntag hat es wieder in sich. Lieber möchte ich mit einem Bobby-Car über eine Autobahn fahren.
Es erreicht mich ein Anruf von Sabine. Sie sitzt mit den Hunden im Auto und kommt nach Workum. Klasse Sache.
Auf einem langen, recht engen Kanal vor Borkum fahre ich in einer Gruppe von Booten. Uns kommen etliche Boote entgegen, als von hinten eine Breehorn 37 unter Vollzeug näher kommt. Als die Breehorn vorbeizieht habe ich das Gefühl rückwärts zu fahren. Wir beobachten wie die Mannschaft richtig Spass hat hoch am Wind in der Mitte des Kanals alle anderen stehen zu lassen. Der Gegenverkehr ist nicht ganz so begeistert, da die Breehorn komplett übertakelt ist und nach Backbord immer wieder Sonnenschüsse vollführt und den Gegenverkehr zum Aufstoppen und Ausweichen zwingt.
In Workum angekommen hilft mir Sabine das Boot festzumachen und wir machen uns einen gemütlichen Abend mit den Hunden an Bord. Auch das Wetter spielt jetzt wieder ein bisschen besser mit.
Wir verlassen am nächsten Tag das Boot, um in einigen Tagen von Workum aus in den Urlaub zu starten.